Huch!
Gerade ist es mir aufgefallen.
Ganz schön lange schon habe ich nichts mehr geschrieben. Das heißt, geschrieben schon - ständig. Im Kopf und auch aufs Papier. Aber immer wieder verworfen.
Irgendwann war ich es nämlich leid. Kaum hatte ich etwas notiert und in eine halbwegs ansehnliche Form gebracht, war es auch schon wieder veraltet. Die Welt war zu schnell für mich. Ich rannte also meinem Anspruch, aktuell zu sein, hinterher.
Und da hab ich mich erst mal wieder auf meine Treppe draußen gesetzt - in die Sonne, mit der obligatorischen Tasse Kaffee in der Hand - und ins Grüne geschaut. Ja, mittlerweile ist es draußen ansehnlich grün. Und seit ein paar Tagen schallt auch endlich wieder Kinderlachen zu mir herüber - der Spielplatz nebenan wurde nach langer Zeit wiedereröffnet.
Es ist übrigens eine hölzerne Treppe, auf der ich sitze. Das ist von daher angenehm, dass man auf ihr gut sitzen kann, ohne einen kalten Po zu bekommen. So, wie es bei einer Steintreppe der Fall wäre. Oder gar einer metallischen.
Außerdem bilde ich mir ein, Holz wäre weicher als Metall oder Stein.
Die Treppe hat damals mein Vater gebaut. Sehr lange her ist das.
Sie ist ein Überbleibsel. Sie hat den Neuaufbau des Dachstuhls überlebt, genauso wie die Restaurierung des Balkongeländers.
Es gab in unserer Familie im Laufe der Zeit schon viele Überlegungen und Debatten bis hin zu konkreten Plänen, eine neue, ganz andere Treppe zu bauen.
Aber irgendwie wurde nie etwas daraus. Die alte wurde repariert, der Handlauf abgeschliffen und neu gestrichen. Eine Stufe, die zu viel Spiel entwickelt hatte, wieder befestigt.
Und immer noch steht sie da in ihrer ursprünglichen Form - ein Relikt der längst vergangenen Zeit.
"Steile Stiege" hat sie schon manch Einer genannt und damit gar nicht so unrecht. Es sind auch schon Leute fast oder sogar tatsächlich auf ihr oder sie hinunter gefallen. Das war dann sehr unschön, denn es gab ein blaues Knie, Schmerzen und die Frage, ob denn in dem Bein drinnen nicht doch noch mehr passiert war. Zum Glück ist das mittlerweile verheilt.
Wenn es regnet, bekommt die Treppe trotz des Daches, das sie überspannt, unten etwas ab. Stufe eins, zwei und drei sind nass, Stufe vier tropfig, ab Stufe fünf wird es wieder trocken und heimelig.
Wenn es schneit oder gefriert, muss ich immer die beiden unteren Stufen salzen. Komischerweise kommen der Schnee und der Frost also nie so weit zu uns hoch wie der Regen.
Regelmäßig liegen Schlüssel, Zeitungen oder andere Dinge auf der Treppe, die den Weg nach oben finden sollen - immer auf Stufe vier. Manchmal ist es sogar eine vergessene Kaffeetasse, die dann hastig weggeräumt wird, damit niemand beim Treppenhochgang darüber stürzt.
Zuverlässig ist sie jeden Tag für uns da, die Treppe. Klaglos.
Hilft uns, unseren Weg nach oben zu finden - in unsere Wohnung, auf den Balkon und an meine Arbeitsstätte. Viel zu wenig Beachtung schenke ich ihr im Alltag, obwohl ich sie doch jeden Tag sehe, oft darüber laufe oder auf ihr sitze.
Geht es uns nicht oft im Leben so? Dass wir Dingen, die zuverlässig immer für uns da sind, so wenig Beachtung schenken? Uns so wenige Gedanken darüber machen, wie gut es ist, dass wir sie haben?
Und geht es uns nicht auch mit unseren Lieben manchmal so? Dass wir es oft als selbstverständlich nehmen, dass sie immer an unserer Seite sind? Dass wir alle gesund sind? Dass wir jederzeit eine Umarmung, ein wenig Kuscheln bekommen können?
Vielleicht ist das mit der vielbesungenen "Achtsamkeit" gemeint. Dass man das, was man sieht auch tatsächlich SIEHT und das, was man hört, auch tatsächlich HÖRT.
Und sich immer mal wieder bewusst macht, wie gut es ist, dass es so ist, wie es jetzt gerade ist.
Denn wer weiß, wie lange es noch so ist, wie es jetzt gerade ist?
Zuhören. Zusehen. Sich hinein fühlen.
In Liebe.
Und dabei die Zeit vergessen.
Schön, nicht?
Ich wünsche Dir alles Gute dabei.
Und sonnige Gedanken.
:-)
Deine Daniela
© 2020 - Daniela Bezold
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