Heute ist mal wieder so ein Tag.
Würde ich nach dem Befinden gefragt, würde ich allenfalls antworten: "Es ging schon mal besser."
Der Kopf schmerzt, die Schulter gleich mit und der Bauch... ach, was erzähle ich dir. Du kennst solche Tage des intensiven In-Sich-Gesunkenen-Leidens ja sicher.
Ein Tag, wie geschaffen für "Einfach-mal-so-abhängen".
Das ist aber so eine Sache...
Mit dem Einfach-mal-abhängen tue ich mir sagenhaft schwer. Das läuft dann meist so ab, dass mein Körper zwar im Prinzip nichts tut - er sitzt nur da, atmet, trinkt Kaffee und liest - aber in meinem Kopf geht es dafür umso runder. Ständig senden mir die Neuronen kleine Aufforderungen. Aufgaben, die dringend zu erledigen wären. Und die Synapsen machen gleich mit und schreien, warum ich hier eigentlich so unnütz herum hocke. Meinen Einwand, dass ich ja meinen SUB (= Stapel-Ungelesener-Bücher) abarbeite, also Fachbücher lese und somit nicht nichts tue, lassen die beiden nicht gelten.
Und so sitzt man schon im schönsten Konflikt zwischen den einerseits faulen und nach Erholung lechzenden Muskeln ("Das haben wir uns aber verdient!") und einem überaus aktiven Gehirn, das gerne Dinge erledigt hätte ("Das müssen wir uns aber erst verdienen!").
Nachdem ich aber nun in der durchaus gehobenen Position bin, mein eigener Herr zu sein und somit auch der über Hirn und Muskeln, bleibe ich einfach sitzen.
Mit dem Argument, jetzt endlich mal den Staemmler (1) fertig lesen zu müssen. Es sind nur noch dreißig Seiten, die fehlen. Seit Tagen liegt das Buch mahnend auf der Kommode und blinzelt mir im Vorbeigehen vorwurfsvoll zu.
Kennst du vorwurfsvolle Gegenstände?
- Nasse Wäsche, die in der Wäschewanne liegt und dich vorwurfsvoll anschaut, sie jetzt endlich mal aufzuhängen.
- Der Joghurt im Kühlschrank, seit einer Woche abgelaufen, der mahnt, wenn du ihn jetzt nicht bald isst, wird er aus lauter Bosheit schlecht.
- Die Staubfluse, die besinnlich wedelnd an dir vorbeifliegt und nach einem Staubsauger verlangt, genau dann, wenn du dich gerade mal hingesetzt hast.
- Die Fenster, durch die endlich die Frühlingssonne scheint und die kreative Fresken aus Staub abbilden.
- Das Gemüse, welches langsam vor sich hin welkt, gekauft für ein "besonderes Gericht", das nie jemand Lust hatte zu kochen.
- Das Buch über Persönlichkeitsentwicklung, das sich doch nicht so flüssig liest und bei dem du gerade auf Seite 13 bist - "Lies mich!"...
- Der schmutzige Küchenfußboden - "Putz mich!"...
- Die Pflanze, die gerade knusprig wird - "Gieß mich!"...
Du kennst das...
Was also tun, um tatsächlich einmal dem Körper Ruhe zu schenken, das aufgeregt schnatternde Gehirn aber nicht gänzlich zu ignorieren?
Also, pass auf:
Du nimmst dir nun eine Tasse Tee. Ja okay, Kaffee geht auch. Und setzt dich ganz in Ruhe hin. Ja, legen geht auch. Dann aber auf eine wolkenweiche Unterlage. Und Achtung mit der heißen Tasse!
Kopfhörer auf und dann...
Schließt du für 8 Minuten die Augen und lauschst dieser wunderschönen Melodie:
Na, entspannt?
Synapsen und Neuronen zur Ruhe gebracht?
Wunderbar.
So einfach kann das gehen...
Dann wünsche ich dir noch einen herrlich entspannten Tag.
Lass es dir gut gehen!
Deine Daniela
© 2020 - Daniela Bezold
Quellen:
1. "Kränkungen - Verständnis und Bewältigung alltäglicher Tragödien", Frank-M. Staemmler, Klett-Cotta-Verlag, 2016
2. "Mäander", Duo Farbklang - Susanne Landskron und Horst Peter, YouTube, 06.05.2019
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